Film
Der Fall Kemal Altun*
- Jahr
- 1983
- Datum
- 30.08.1983
- Thema
- Migration
- Sendereihe
- Panorama
- Länge
- 09:09
*ACHTUNG: Der Film enthält Inhalte, die im Sinne diskriminierungssensibler Bildung nicht unkontextualisiert verwendet werden sollten.
Dieser Beitrag für "Panorama" besteht aus zwei einzelnen Berichten, die in umgekehrter Reihenfolge ihrer Entstehung zusammengefügt wurden. Der Film beginnt unkommentiert: Das Filmteam steht vor einer Wohnungstür, Navina Sundaram wirkt erregt, betroffen. Sie treten ins Wohnzimmer einer Familie, es wird Türkisch gesprochen, ein Übersetzer ist dabei. Eine Frau wird hereingebeten, der Übersetzer berichtet. Die Frau hört zu, bricht dann weinend zusammen. Familie und Filmteam bemühen sich um sie. Die Kamera läuft weiter. Es folgt ein Interview mit einem Anwalt, der erzählt, wie sein Mandant Kemal Altun im Berliner Gerichtssaal durch einen Sprung aus dem Fenster Selbstmord begangen hat. Die politische Verantwortung verortet er bei denen, die massiven Auslieferungsdruck ausgeübt haben, er fordert den sofortigen Auslieferungsstopp in die Türkei. Der zweite Teil des Films, eine Woche zuvor im Gerichtssaal gedreht, liefert den Hintergrund zum Fall Altun: Der wegen Mitarbeit an einer linken Schülerzeitung und unter dem Vorwurf der angeblichen Beteiligung an einem Attentat verfolgte Student hatte 1981 in der Bundesrepublik Asyl beantragt. Parallel forderte die Türkei seine Auslieferung, und er kam in Abschiebehaft. Der Asylantrag wurde bewilligt, doch die Auslieferung wurde nicht gestoppt - das Bundesinnenministerium klagte gegen das Bundesamt für Asyl vor dem Berliner Verwaltungsgericht. Wegen der Brisanz des Materials führte "Panorama"-Chef Peter Gatter live im Studio ein Gespräch mit Navina Sundaram. Das Sendeband, ein wichtiges historisches Zeitdokument der BRD, ist im Archiv des NDR nicht mehr auffindbar.